Donnerstag, 3. Februar 2011

"Konsum" - welch heiter Wort!

Weil die Diskussion momentan ja total heißläuft, möchte ich auch meine Meinung kund tun. Warum? Weil ich finde, dass es viel zu viele leere Blogs, Blogger und Youtuber gibt. Ich vertrete die Auffassung, dass wir momentan eine Beauty-Krise haben.
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Ja, ich weiß wie das klingt.
"Uuuuuh, da nimmt sich aber jemand ganz wichtig und verbreitet Apokalypsenstimmung."
Darum geht es mir auch irgendwie. Wachrütteln. Nachdenken. Vielleicht sogar Begreifen. Aber fangen wir von vorne an:


"Unter Konsum (lat. consumere „verbrauchen“) versteht man im Allgemeinen den Verzehr oder Verbrauch von Gütern." (Quelle: Wikipedia. Stand: 2. Februar 2011 [für die ganz Formalen]).
Soso. Konsum. Geht es nur mir so oder hat sich die Bedeutung speziell dieses Wortes zumindest für UNSERE (ich betone dieses Wort ganz bewusst so penetrant) Community gewandelt? Für mich schwingt da immer ein Beigeschmack von "Luxus" und (weil Luxus bekanntlich sehr verpöhnt ist "Wie kannst du dir DAS alles bitte leisten? Du bist kein gutes Vorbild! Du bist doch noch Schüler/Student! So viel Zeug braucht man nicht!") "abgrundtief böse" mit.

Konsum. Habe nur ich bei diesem Wort eine spontane Assoziation mit einer wolllüstigen Rubensfrau, die sich ekstatisch zwischen weißen Bettlaken hin- und herwirft und sich Pralinen einpfeift? (Hiermit möchte ich niemandem zu Nahe treten, schon gar keiner Rubensfrau. Die Gedanken sind frei!).

Konsum. Mir kommt es mittlerweile so vor, als wäre YouTube an sich schon ein Gut zum konsumieren. Wir lassen uns von "Menschen wie du und ich" berieseln, bewundern ihre Techniken, Produkte, Weisheiten und Tipps. Es artet aus, wie wir schon mehrfach gesehen haben. Da bilden sich Fanclubs, die gewaltige Energien aufbringen. Wenn man nur ein Wort der Kritik, lass es sogar Konstruktive gewesen sein, fallen lässt, wird man attackiert. Mir geht YT auf die Nerven und daher treibe ich mich immer seltener auf dieser Plattform herum. Beinahe alle Menschen, die ich mal für sympathisch, aufschlussreich und spannend befunden habe, haben sich radikal geändert. Wie nennt man das nochmal auf YT? Ach richtig. Sie sind "reifer" geworden. Soso. Dafür kommen dann immer mal wieder kleine bis mittelgroße Skandale auf, die die Beauty Community mehrere Wochen beschäftigen. Das fing mal so harmlos an. XY hat ja gar keine soundso-farbenen Haare! Heute sieht das alles so ein bisschen anders aus. Das Thema ist altbewährt und wirklich nichts Neues: der Umgang mit den Gratisprodukten. Ahja. Und wo sind wir da wieder angelangt?

Konsum. Aber auch da hat sich etwas geändert. Dass YouTuber gekauft werden, ist auch nicht neu. Das argwöhnt man ja schon länger. Bei dem einen ist es auffälliger, bei dem anderen weniger. Aber seit Neuestem werden ja auch Zuschauer gekauft. Und das betrifft das ganze YouTube. Ich möchte das riesige Thema um besagtes Gewinnspiel, bei dem eine einzelne Person einen dicken Batzen Ca$h auf die Kralle bekommen sollte bei dieser Gelegenheit nicht aufrollen. Darüber könnte man ja einen eigenen Blog eröffnen. Jaja. Wo sind wir da nu angelangt?

Konsum. Und der wird richtig dreckig betrieben. Wer sich darunter Nichts vorstellen kann, besucht bitte Erbses famosen Blogpost. Schockierend, nicht wahr?

Konsum. Ohne Widerworte. Ich meine, man wird tagtäglich verarscht und über den Tisch gezogen. Man könnte fragen: wo liegt das Problem? Aber wenn man weiß, wo es liegt, fragt man nicht.
Ich für meinen Teil lasse mich höchst ungern verarschen (ach was) und ich bin nicht gerne wehrlos. Hier und heute ist man dazu fast verdonnert, denn eigentlich kann man sich nur im dunklen Kämmerlein ärgern. Bloß nicht herausposaunen, dass in der Community nicht Friede, Freude, Eierkuchen herrscht! Jetzt habe ich noch das Glück, ein kleiner Fisch zu sein.
Aber ich möchte hiermit auch gerne meine Meinung teilen. Und worum geht es?

Konsum! Ich wünsche mir, dass sich jeder Beautyblogger zwischen AMus, Swatches und Nageldesigns Gedanken macht. Über sich selbst, über die anderen, über bedingungsloses Kaufen, wem man was anvertraut und wem man was glaubt. Ich möchte keine leeren Blogs lesen, die von leeren Hüllen betrieben werden. Meinung ist wichtig, sonst nützt der beste Konsum nichts.

Ich möchte anmerken, dass es mir persönlich nicht schwer im Magen liegt, dass YouTuber Geld für Werbeklicks oder Testprodukte bekommen. Das finde ich nur fair, bei dem Aufwand und vor allem dem Aufwind und ganz besonders in Anbetracht des Gegenwinds. Ich beglückwünsche diejenigen, die sich gut vermarkten und durch YT ihr Hobby zum Beruf machen konnten. Daran sehe ich auch nichts Verwerfliches, mein Punkt (und ich hoffe doch sehr, dass die Leser, die den Blogpost wirklich gänzlich gelesen haben, das verstehen) ist, dass sich jeder, der in unserer Community rumschminkt, eine eigene Meinung bilden und nicht alles glauben sollte. Ich erinnere mich noch an früher: "Mama! Die Frau im Fernsehen hat Feenflügel und kann fliegen! Die Feenflügel will ich haben! Gibts bei xy!"
"goldiegrace! Das ist Fernsehen! Das stimmt nicht!" Ich wünsche mir nur ein bisschen mehr Hinterfragen. Denn YT nähert sich dem Fernsehen doch sehr stark an.

Das ist im Übrigen der Erste Blogpost bei dem ich mir nicht sicher bin, wohin das führt.

7 Kommentare :

  1. schön geschrieben :)
    Ich finde, das Korporationen in Ordnung sind- so lange man sie ausweist, darauf hinweist UND mit sich selbst nicht in Konflikt kommt, seinen Prinzipien treu bleibt. Natürlich verändert man sich mit der Zeit, aber in dieser Szene geht das manchmal überraschend schnell.
    Vermutlich kann man dagegen nichts tun, außer auf sich selbst zu achten. Man will ja nicht ohne Seele, aber einem vollen Schminkkoffer enden.
    Dann wollen wir mal wach bleiben...

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  2. Ja so sehe ich das nämlich auch. Solchen Kooperationen zwischen Blogger/YouTuber und Firma verstehe ich vollkommen, auch den Nutzen, den beide Parteien daraus ziehen.
    Aber sobald man da drehbuchähnlich vorgegeben bekommt, was man wie zu sagen hat, sprich, sobald es unehrlich und unauthentisch wird, hat sich das für mich erledigt.

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  3. YouTube ist ja auch nur ein Spiegel der Gesellschaft. Habenwollen geht mittlerweile vor Seinwollen.
    Diejenigen, die sich bewusst für's Seinwollen entscheiden mögen in der Unterzahl sein. Müssen wir halt ein wenig lauter werden.
    So wie in deinem Text. Guter Standpunkt.

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  4. Kann ich nur so unterschreiben! Es gibt Youtuber die ihre Meinung und ihre "Abonnentenzahl" verkaufen. Aber es sind eben nicht ALLE! Wir sind nicht alle wie HerrT. und Simon D.! Klar, diese Leute tragen zu einem negativen Image bei...aber es gibt genug Youtuber die fair, ehrlich und transparent sind. Siehe z.B. Knuffi...sie lässt sich nicht kaufen. Oder MeinJadore, die weder falsche Tags noch Kategorien oder Thumbnails benutzt!

    Toll ist aufjedenfall, dass wir ENDLICH anfangen uns darüber zu unterhalten!

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  5. Vielen Dank tony-army für diese weisen Worte. Das mit dem lauter werden hat doch schonmal gut geklappt.

    Und ja, Tine, ich finde auch, dass die Diskussion ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung ist und finde es wirklich toll, dass du auch deine Sicht der Dinge (quasi von der "anderen Seite") so ehrlich niedergeschieben hast.

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  6. "Ich möchte keine leeren Blogs lesen, die von leeren Hüllen betrieben werden. Meinung ist wichtig, sonst nützt der beste Konsum nichts."

    Genau das wuerde ich mir auch wuenschen, der Satz stach jetzt fuer mich in deinem Text raus.

    Sehr gut geschrieben!

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  7. Ich bin Youtuberin & ich weiß genau, wovon du redest :) Ich finde diese unehrlichen, gekauften Meinungen einfach lächerlich! Wirklich lächerlich. Ich bin ehrlich und mache die Videos, worauf ich Lust habe und keine, damit ich meine gekaufte Meinung preisgebe.
    Auch ich habe schon Produkte zugeschickt bekommen & kann mit ein paar meiner Videos ein wenig Geld dazuverdienen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich meine Persönlichkeit verlieren werde, die viele meiner Abonnenten mögen.
    Zum Kotzen ist das! Wirklich. Wenn Youtuberinnen ihre gekaufte Meinung preisgeben, können sie doch gleich einen Werbespot drehen. Aber wie so oft erwähnt, wenn es um dieses Thema geht: es sind doch Menschen wie du und ich, und von denen kommt "Werbung" nunmal besser an.
    Ich werde vielleicht ein bischen dazuverdienen, aber niemals meine Meinung verkaufen. Meine Meinung gehört zu mir wie meine Seele. Also wer verkauft schon gern bewusst seine Seele? Wir sehen ja, wohin das führt! :D

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♪ Viiielen Dank für die Bluuumen ♫